- Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass wirtschaftspolitische Regeln Änderungen der US-Politik bremsen könnten. Die handelspolitischen Updates der letzten Woche zeigen, wie schnell diese Regeln bei Umbrüchen greifen können.
- Die US-Aktien erholten sich letzte Woche und liegen seit den Zollnachrichten vom 2. April nun weniger als 3 % im Minus. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsobligationen fielen zwar, liegen aber immer noch deutlich über ihren Tiefstständen vom April.
- Diese Woche beobachten wir die US-Arbeitsmarktdaten für April, um erste Anzeichen dafür zu erkennen, wie sich die jüngsten Zollankündigungen der USA auf das Geschäftsvertrauen und die Einstellungsentscheidungen auswirken.
Wir haben zwei wirtschaftspolitische Regeln für abrupte US-Politikänderungen dargelegt:
Finanzierung von Schulden und Lieferketten. Lieferketten lassen sich nicht schnell und ohne grössere Störungen umstellen. Anzeichen für eine Lockerung der US-Handelspolitik gegenüber China in der vergangenen Woche deuten darauf hin, dass die zweite Regel mit zunehmender Form der Verhandlungen bindend wird. Daher erwarten wir eine Stabilisierung der US-Politik in unserem taktischen Zeithorizont von sechs bis zwölf Monaten. Wir bleiben positiv für Aktien aus Industrieländern, erwarten aber kurzfristig eine stärkere Volatilität.
US-Aktien stiegen letzte Woche von ihren Tiefstständen im April um 14 %, da die USA Anzeichen einer möglichen Lockerung ihrer Handelspolitik gegenüber China zeigten – aus unserer Sicht ein weiterer Beleg dafür, dass wirtschaftliche Regeln die Möglichkeiten von Handelsverhandlungen einschränken können. Wir verfolgen diese Regeln, anstatt zu versuchen, politische Veränderungen vorherzusagen. Die Abkopplung von China, die Verlagerung der Produktion in die USA und die Diversifizierung der Lieferketten sind strategische Prioritäten der USA. Doch globale Lieferketten können nicht ohne grössere Störungen schnell neu vernetzt werden – eine wirtschaftliche Regel. China ist ein wichtiger Lieferant von kritischen Mineralien, Halbleitern, Industrie- und Autoteilen, wie Daten der US-Volkszählung zeigen. Wie stark sind die Volkswirtschaften miteinander verflochten? Die US-Importe von Computern und Elektronik übersteigen die gesamte US-Produktion dieser Artikel. Zölle könnten die Kosten erhöhen, den Zugang zu wichtigen Rohstoffen einschränken und die Produktion stoppen. Eine Abkühlung der US-Haltung würde auf ein wachsendes Bewusstsein für die Risiken eines Angebotsschocks hindeuten.
Es bleiben grosse Fragen hinsichtlich des möglichen Schadens durch Zölle, auch wenn die bindende Wirkung wirtschaftlicher Regeln bedeutet, dass es einige Zeit dauern wird, die bestehenden Handelsbeziehungen zu zerstören. Wir sehen eher Anlass zur Sorge auf der Angebotsseite, da Störungen – wie der Pandemie-Schock – die Produktivität und den Wachstumstrend bremsen könnten. Auch langfristige Investitionen könnten durch Unsicherheit beeinträchtigt werden, wie dies nach dem Brexit-Votum 2016 der Fall war. Um abzuschätzen, wie lange der Schaden anhalten könnte, beobachten wir Indikatoren wie Investitionspläne, Verbrauchervertrauen, hochfrequente Daten zum Hafenverkehr und erste Daten zu Handelsströmen.
Wir achten in den Gewinnberichten auf Anzeichen von Druck auf Unternehmen: Erwähnungen von Veränderungen in Lieferketten, der Möglichkeit, Kosten an Verbraucher weiterzugeben, und der Verbrauchernachfrage. Bei den „glorreichen Sieben“, meist grossen Technologieunternehmen, beobachten wir angesichts effizienterer KI-Modelle und der Belastung durch den Handelskrieg Änderungen ihrer Investitionspläne für Künstliche Intelligenz (KI). Im Konsumgüterbereich beobachten wir die Auswirkungen der schwächeren Verbraucherstimmung und potenziell höherer Preise. Analysten haben ihre Prognosen für das Gewinnwachstum des S&P 500 für 2025 von 14 % im Januar auf etwa 9 % gesenkt, wie LSEG-Daten zeigen. Anhaltende Unsicherheit könnte weitere Kürzungen nach sich ziehen. Die Sektoren Nicht-Basiskonsumgüter und Industrie mussten aufgrund ihrer Abhängigkeit von Auslandseinnahmen und globalen Lieferketten starke Rückgänge bei den Prognosen für 2025 hinnehmen.
Wie investiert man angesichts politischer Unsicherheit? Wir denken, dass dies dynamischere Portfolios erfordert. Wirtschaftsregeln helfen abzuschätzen, wie sich Handelsverhandlungen entwickeln könnten, sodass wir erwarten, dass die Unsicherheit in den nächsten sechs bis zwölf Monaten nachlässt. Wir bleiben für Aktien aus Industrieländern positiv, erwarten aber kurzfristig anhaltende Volatilität. Unsere Erwartung von Klarheit und Unterstützung durch Mega-Kräfte ist der Grund, warum wir einige alternative Anlagen mit einem strategischen Horizont von fünf Jahren und länger bevorzugen. Die politische Unsicherheit hat zu einem Rückgang der Geschäftsabschlüsse geführt, da Investoren Schwierigkeiten haben, Vermögenswerte kurzfristig zu bewerten. Wir erwarten eine Wiederaufnahme der Geschäftsabschlüsse, sobald die Klarheit zurückkehrt. Private Märkte sind jedoch komplex und nicht für alle Anleger geeignet. Wir mögen auch börsennotierte Immobilien und Infrastruktur, da sie die Portfolios diversifiziert und seit ihrem Höchststand im Februar US-amerikanische Large-Cap-Aktien übertroffen haben, wie Bloomberg-Daten zeigen. Darüber hinaus werden sie von einer Vielzahl von Mega-Kräften profitieren.
Kurz zusammengefasst: Wirtschaftsregeln können die maximale Haltung in Handelsverhandlungen einschränken. Wir bleiben für Aktien aus Industrieländern positiv eingestellt, erwarten aber kurzfristig anhaltende Volatilität. Wir bevorzugen zudem börsennotierte alternative Anlagen zur Portfoliodiversifizierung.
Marktrückblick
US-Aktien legten letzte Woche um mehr als 4 % zu und liegen nun 14 % über ihrem 14-Monats-Tief, das Anfang des Monats erreicht wurde. Dies ist vor allem auf den Technologiesektor zurückzuführen. Die Unsicherheit über die Zölle hat jedoch dazu geführt, dass mehr Unternehmen ihre Gewinnprognosen zurückgezogen oder gemildert haben. Der europäische Stoxx 600 legte letzte Woche um fast 3 % zu und liegt seit seinem April-Tief rund 10 % über dem Niveau. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsobligationen fielen auf fast 4,25 %, liegen aber immer noch rund 40 Basispunkte über ihrem April-Tief. Der US-Dollar erholte sich gegenüber den wichtigsten Währungen von seinem Dreijahrestief.
Dieses Material soll nicht als Prognose, Research oder Anlageberatung herangezogen werden und stellt keine Empfehlung, Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzprodukten oder zur Annahme einer Anlagestrategie dar. Die geäusserten Meinungen beziehen sich auf den 28. April 2025 und können sich ändern, wenn die nachfolgenden Bedingungen variieren.
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